Stille und Zufall

2016:
Raumzeichnung, Maße variabel:
Gummibänder Wandzeichnung, Licht:
Galerie Mathias Güntner, Hamburg:

Nachdem Cage u.a. bei Arnold Schönberg Komposition studierte, traf er die Entscheidung, seinen Werkbegriff maßgeblich durch Zufallsverfahren bestimmen zu lassen, angeregt durch die Beschäftigung mit östlicher Philosophie und Religion. Hinzu kam eine Faszination für die Absichtslosigkeit, die im Zen-Buddhismus eine zentrale Rolle spielt; daraus resultierte das bewusste Ausschalten einer subjektiven Entscheidung des Künstlers, die ihn und die zeitgenössische Musik in bislang unbekannte Formen und Inhalte führen sollte.
Kann man Zufall denken und sichtbar machen?
Waldachs Raumzeichnung Stille und Zufall visualisiert zentrale Begriffe in der Anschauung und im Werk von John Cage. Ausgehend von dem schmalen schwarzen Raum mit dem Titel „Stille“ zieht sich ein Gedankensystem von Begriffen wie eine dreidimensionale schwarze Notation in den weißen Ausstellungsraum. Eine vielstimmige Struktur wird sichtbar, die der Rahmen für den einzelnen roten Faden ist, der wie zufällig jedes Element des physischen Raumes berührt. Ausgehend vom „Raum der Stille“ läuft dieses Zufallsprinzip in den weißen „Gedanken-Raum“, um neben dem System der schwarzen Verspannung eine eigene Bewegung sichtbar zu machen. Der rote Faden springt durch den physischen Raum, um ihn schließlich auf der gegenüberliegenden Wand zu verlassen. Zurück bleibt an dieser Stelle die Äußerung von Cage: „Der Zufall… als Sprung über die Reichweite des eigenen Selbst hinaus“.

BW